Was ist Active Directory Hardening und warum ist es so wichtig für die Sicherheit?

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Inhaltsverzeichnis

Active Directory bildet das Fundament vieler Unternehmensnetzwerke – und ist deshalb ein bevorzugtes Ziel von Cyberangriffen. Schwachstellen in der AD-Sicherheit können fatale Folgen haben. Mit gezielten Maßnahmen und bewährten Strategien lässt sich das Netzwerk nachhaltig schützen und widerstandsfähiger machen.

Was ist Active Directory?

Active Directory ist ein Microsoft-Dienst, der die Verwaltung und Authentifizierung von Benutzern, Computern und anderen mit dem Netzwerk eines Unternehmens verbundenen Ressourcen unterstützt. Es vereinfacht die Zugriffskontrolle, indem es Benutzeranmeldungen, Dateifreigabe, Sicherheit und Single-Sign-On für Cloud- und lokale Ressourcen verwaltet.

Darüber hinaus leistet AD einen wichtigen Beitrag zum reibungslosen Funktionieren des IT-Betriebs im Unternehmen. Das macht es folglich auch so interessant für Angreifer. Ein kompromittiertes AD ermöglicht unbefugten Zugang zu sensiblen Informationen, unterbricht den Geschäftsbetrieb und schafft enorme Sicherheitsrisiken .

Unternehmen müssen geeignete Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, da die Angreifer in der Regel Fehlkonfigurationen, schwache Zugriffskontrollen oder veraltete Schutzmechanismen ausnutzen. Der Hardening Process von Active Directory umfasst eine Reihe von Schritten, die die Angriffsfläche eines Systems verringern und gleichzeitig die Verteidigungsmechanismen stärken. Mit der Implementierung von Best Practices und der Überwachung von Schwachstellen sind Unternehmen in der Lage, AD und sensible Informationen zu schützen.

Grundprinzipien des Active Directory Hardening

Active Directory Hardening ist eine Sicherheitsstrategie, die darauf abzielt, das System vor Schwachstellen und unberechtigtem Zugriff zu schützen. Das Hauptziel ist es, die Angriffsfläche zu verringern und sensible Ressourcen der Organisation zu schützen. Die folgenden Kernprinzipien werden gemeinsam eingesetzt, um die Sicherheit des AD zu erhöhen und die Möglichkeit einer Kompromittierung zu verringern.

Minimierung der Angriffsfläche

Der erste Schritt für das Hardening des Active Directory besteht darin, die potenziellen Einstiegspunkte eines Angreifers zu reduzieren. Dies beinhaltet die Deaktivierung von unnötigen Diensten und Protokollen, die nicht für den Betrieb einer Organisation benötigt werden. Darüber hinaus sollten nicht genutzte Konten entfernt und veraltete Authentifizierungsmethoden, wie z.B. NTLM (aus den 1990er Jahren) die in der Regel anfällig für Angriffe sind, eingeschränkt werden. Dies ist derzeit oft noch aktiv in produktiven Systemen zu finden.

Least-Privilege-Modell

Die Beschränkung von Berechtigungen auf das für Benutzer und Anwendungen notwendige Maß stellt sicher, dass die Auswirkungen einer Kompromittierung minimiert werden. Das Least-Privilege-Modell vermeidet die Gewährung umfassender Verwaltungsrechte, die Angreifern bei einer Kompromittierung uneingeschränkten Zugang zu kritischen Systemen verschaffen könnten. Beim Least Privilige-Modell wird grundsätzlich nur der Zugang gewährt, welcher erforderlich ist. Auch Administratoren erhalten nicht automatisch Vollzugriff auf alle Komponenten.

Gesichtserkennung

Aufgabentrennung und Zugriffskontrolle

Die Zugriffskontrolle funktioniert in der Praxis nur, wenn alle kritischen Verwaltungsaufgaben auf mehrere Konten aufgeteilt werden, um einzelne Fehlerquellen auszuschließen. Die Verwendung eines abgestuften Verwaltungsmodells ermöglicht die Isolierung sensibler Vorgänge und verringert das Risiko des Missbrauchs oder der Preisgabe von Privilegien auf höherer Ebene.

Proaktive Überwachung und Auditierung

Die Protokolle von Active Directory sollten regelmäßig auf verdächtige Aktivitäten, wie z. B. unbefugten Zugriff oder die Ausweitung von Berechtigungen, überwacht werden. Ein Warnmechanismus kann anormale Muster in Echtzeit erkennen und schnelle Abhilfemaßnahmen gegen potenzielle Bedrohungen ergreifen.

Strategien und bewährte Verfahren für das AD-Hardening

Das Active Directory kann gegen alle Arten möglicher Bedrohungen geschützt werden, aber nur, wenn sich eine Organisation für einen proaktiven Ansatz entscheidet. Zu den Strategien und bewährten Verfahren für das AD-Hardening gehören die folgenden.

Absicherung privilegierter Konten

Es müssen bestimmte Grenzen gesetzt werden, um unbefugten Zugriff oder Datenverletzungen zu vermeiden. Privilegierte Konten, wie z. B. Domain Admins, sollten nur bei Bedarf bereitgestellt werden. Das Privileged Access Management ermöglicht einen Just-in-Time-Zugriff und die Aufzeichnung der Nutzung und erlaubt eine strenge Kontrolle und Überwachung dieser höheren Privilegien. Außerdem wird durch die regelmäßige Rotation der Administratoranmeldedaten der Zeitrahmen, in dem ein Angreifer die Vorteile kompromittierter Konten nutzen kann, verringert.

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Netzwerk- und Protokollsicherheit

Veraltete Protokolle wie NTLM sollten eingeschränkt oder ganz abgeschaltet werden, da sie für viele Arten von Angriffen anfällig sind. Die Verwendung von sicheren Kommunikationsprotokollen wie LDAPS wird erzwungen, um sicherzustellen, dass die Daten bei der Übertragung zwischen den Clients und den AD-Servern verschlüsselt und somit vor Abhör- oder Man-in-the-Middle-Angriffen geschützt sind.

Hardening von Group Policy Objects

Das Sperren von GPO-Einstellungen ist wichtig für die Sicherung der Active Directory-Umgebung. Schlecht konfigurierte GPOs führen zu Schwachstellen im Netzwerk. Daher sind strenge Richtlinien erforderlich, um sicherzustellen, dass nicht jeder Benutzer unnötigen Zugriff hat. Durch Auditing und das Einrichten von Warnungen vor nicht autorisierten GPO-Änderungen werden Sicherheitseinstellungsfehler so schnell wie möglich aufgedeckt.

Best Practices für Audit und Protokollierung

Die Aktivierung der Protokollierung aller AD-bezogenen Aktivitäten; von Benutzeranmeldungen über Gruppenmitgliedschaften bis hin zu administrativen Aktionen selbst; ermöglicht die Erstellung eines Track Records, der auf verdächtige Aktivitäten analysiert werden sollte. Durch die Verfolgung dieser Protokolldaten auf Anomalien, wie unerwartete Privilegienerweiterung oder ungewöhnliche Zugriffsmuster, können solche Bedrohungen frühzeitig erkannt werden.

Verwaltung von Endpunkten in der AD-Umgebung

Der beste Weg, um zu verhindern, dass Workstations und Server zu Einstiegspunkten für Angreifer werden, besteht darin, sie innerhalb der AD-Umgebung zu sichern. Dazu gehören starke Endpunktschutzlösungen, regelmäßige Aktualisierungen der Geräte und die Durchsetzung von Richtlinien, die verhindern, dass nicht autorisierte Software oder Geräte (z.B. USB-Geräte mit kompromittierter Software oder einer falschen Hardware-ID) eine Verbindung über den Endpunkt zum Netzwerk herstellen.

Patchen und Aktualisieren

Durch Patches für alle Sicherheitsupdates wird die Umgebung vor allen bekannten Schwachstellen geschützt. Regelmäßiges Sicherheits-Patching in Verbindung mit Schwachstellenbewertungen gibt einem Unternehmen die Möglichkeit, Sicherheitsrisiken zu finden und zu mindern, lange bevor diese Risiken von Angreifern ausgenutzt werden können.

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Planung der Reaktion auf Vorfälle

Die Minimierung der Auswirkungen eines Angriffs ist eine wesentliche Voraussetzung für die Vorbereitung auf mögliche Sicherheitsverletzungen. Die Entwicklung und das regelmäßige Testen eines Plans zur Reaktion auf einen Vorfall ermöglichen es der Organisation, schnell und effektiv auf einen Sicherheitsvorfall zu reagieren, um die Auswirkungen einzudämmen und den normalen Betrieb wiederherzustellen.

Herausforderungen beim Active Directory Hardening

Das Hardening des Active Directory ist für die Sicherung der IT-Infrastruktur eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung, bringt jedoch einige Herausforderungen mit sich, die für eine effektive Implementierung zu bewältigen sind.

1. Das Gleichgewicht zwischen Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit in AD-Konfigurationen steht konträr zueinander.

2. Bei Legacy-Systemen gibt es oft Probleme mit der rückwärtigen Kompatibilität bei der Implementierung moderner Sicherheitsmaßnahmen.

3. Mangelnde Transparenz in komplexen AD-Umgebungen macht die Identifizierung von Risiken schwierig.

4. Menschliches Versagen und Social-Engineering-Angriffe sind nach wie vor eine große Bedrohung für die AD-Sicherheit sowie auch für die allgemeine Sicherheitslage.

5. Ressourcenknappheit kann die Implementierung von robusten AD-Hardening-Maßnahmen behindern.

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Microsoft-Tools zur Absicherung des AD

Die Absicherung des Active Directory erfordert ein perfektes Gleichgewicht zwischen Lösungen von Drittanbietern und Automatisierungstechnologien sowie den von Microsoft bereitgestellten nativen Lösungen.

Im Folgenden finden sich einige Microsoft-Tools zur Überwachung, Verwaltung und zum Schutz der AD-Umgebung gegen alle Arten von sicherheitsrelevanten Angriffen.

  • Microsoft Defender: Dieses Tool bietet Schutz vor Bedrohungen durch Verhaltensanalyse der Benutzer in Echtzeit auf Grundlage der Identität. Es erkennt Privilegien-Eskalationen oder Pass-the-Hash-Angriffe.
  • Azure AD: Es verwaltet Benutzeridentitäten sowohl vor Ort als auch in cloudbasierten Systemen und sorgt so für mehr Sicherheit. Es bietet Funktionen wie den bedingten Zugriff, der steuert, wann und wie Benutzer auf Ressourcen zugreifen können, und die Multi-Faktor-Authentifizierung, die zusätzlichen Schutz bietet, indem Benutzer ihre Identität auf mehr als eine Weise überprüfen müssen. Diese Tools erleichtern die Verwaltung des Zugriffs und gewährleisten gleichzeitig die Sicherheit des Systems.
  • Automatisierungswerkzeuge: Automatisierungswerkzeuge minimieren das Risiko menschlicher Fehler, verfolgen Bedrohungen rund um die Uhr und sorgen für kontinuierlichen Schutz. Diese Tools lösen schnelle Reaktionen aus, wenn Schwachstellen entdeckt werden, und verbessern mit der Zeit die Gesamtsicherheit der Active Directory-Umgebung.

Managed Service-Tools zur Absicherung des AD

Mittlerweile gibt es fortschrittliche Tools, die Unternehmen bei der Absicherung des AD unterstützen und welche als Managed Service angeboten werden. Diese Tools bieten Schutz von Identitätsspeichern sowie die Identifizierung und Beseitigung von Risiken und Schwachstellen. Es werden Angriffsflächen des AD verkleinert, indem Fehlkonfigurationen und Schwachstellen in der Identitäts-Infrastruktur im lokalen Active Directory und im Cloud-basierten Azure AD aufspürt werden.

Durch solche Tools lassen sich Informationen gewinnen, die für die Behebung von Gefährdungen hilfreich sind. Das können Informationen sein wie z.B. Angaben über verdächtige AD-Änderungsereignisse und übermäßig genutzte Berechtigungen. Zudem lässt sich eine Sichtbarkeit der Risiken auf Domänen-, Geräte- und Nutzer-Ebene erreichen.

SOC-Mitarbeiter

Kosten bei Vernachlässigung der AD-Sicherheit

Diese Art von Sicherheitsverletzungen führt zu erheblichen finanziellen Verlusten aufgrund von Geldstrafen, Gerichtsverfahren und Kosten für die Behebung. Außerdem kann es lange dauern, bis das Vertrauen der Kunden und der Markenwert wiederhergestellt sind. In betrieblicher Hinsicht wird die Geschäftskontinuität gestört; Ausfallzeiten sind ein Produktivitätsrisiko. Das Hardening des AD minimiert die Schwachstellen und begrenzt unnötige Zugriffe. Auf diese Weise können Unternehmen Geld für teure Sicherheitsverletzungen sparen, den Ruf ihrer Marke schützen und durch die Sicherung des AD einen reibungsloseren Betrieb gewährleisten.

Im Januar 2022 wurde die Oiltanking Deutschland GmbH durch einen Cyberangriff schwer getroffen, bei dem vermutlich Schwachstellen im Active Directory ausgenutzt wurden. Der Angriff legte die Be- und Entladesysteme an 13 Standorten lahm, wodurch Tankwagen nicht mehr befüllt werden konnten. Sicherheitsexperten gehen davon aus, dass es sich um einen Ransomware-Angriff handelte, bei dem das AD als Schlüsselziel diente, um administrative Zugriffe zu manipulieren und den Betrieb zu unterbrechen. Infolgedessen kam es zu erheblichen Störungen in der Lieferkette und zu finanziellen Verlusten.

Fazit

Das Active Directory Hardening ist eine der wichtigsten Aktivitäten zur Sicherung der zentralen IT-Infrastruktur eines modernen Unternehmens. Da das AD eines der Hauptziele von Cyberangriffen ist, ist es sehr wichtig, es durch verschiedene Strategien zu schützen, z. B. durch eingeschränkten privilegierten Zugriff, Least-Privilege-Grundsätze und starke Netzwerk-Sicherheitsmaßnahmen. Proaktive Überwachung, regelmäßiges Patchen und spezielle Tools stärken die Verteidigung gegen potenzielle Angriffe.

Unzureichende AD-Sicherheit kann zu enormen finanziellen, betrieblichen und rufschädigenden Schäden führen. Angesichts der zunehmenden Komplexität von Cyber-Bedrohungen sollte die Absicherung von Active Directory nicht als einmalige Aufgabe betrachtet werden, sondern als kontinuierlicher Teil der allgemeinen Sicherheitsstrategie eines Unternehmens.

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